Die Wohnung ist zu klein und die ganze Welt ein einziges Risikogebiet. Ein kleines Fleckchen Erde ganz in der Nähe, wo man die Seele baumeln lassen kann, wäre da genau richtig.
Wer auch gerade ein grünes Refugium sucht, um mehr anzubauen als illegales Grünzeug und vertrocknetes Basilikum, sollte sich diese Checkliste für Schrebergarten-Neulinge anschauen.

Lage, Lage, Lage – Wo befindet sich der Schrebergarten eigentlich?

Die Monopoly Spieler und Immobilien-Haie unter uns wissen Bescheid: Lage, Lage, Lage. Je nach eigener Mobilität sollte man sich vorab anschauen, wo sich der Kleingarten genau befindet.
Komme ich bequem hin? Kann ich im Hochsommer jeden zweiten Tag zum Gießen hinfahren?
Gibt es einen Parkplatz?
Wie weit ist meine Parzelle davon entfernt? Ich habe schon Kleingartenkolonien gesehen, in denen ein Linienbus angemessen gewesen wäre, um vom Parkplatz zur eigenen Parzelle zu gelangen.

Wieviel Ruhe benötigt ihr in eurem Garten? Trainspotter werden den Schrebergarten direkt neben der ICE Trasse lieben. Berufseisenbahner und gestresste Pendler freuen sich am Wochenende eher über das Brummen der Hummeln im Sommerflieder als über einen polternden Zug im Stundentakt.

Die Größe des Gartens ist entscheidend.

Je größer der Garten, destso größer das Unkraut. Für Wochenendgärtner sind 200 Quadratmeter Grundfläche schon sportlich. Stellt euch vorab folgende Fragen:

Habe ich genug Zeit und Ressourcen um der Größe des Gartens gerecht zu werden?
Kann ich alle Beete bestellen und regelmäßig pflegen?
Wieviel Zeit und Geld muss ich investieren, um alles nach meinen Wünschen umzugestalten?
Ist dies realistisch?

Nichts ist trauriger als der grausame Kompost-Tod mühsam gezogener Tomaten.

Zaungäste aka die lieben Garten-Nachbarn

Wer kennt sie nicht: Dieter und Heidrun, die alles besser wissen. Solange der Rasen akkurat gemäht, die Beete mit Lineal gezogen und die heilige Mittagsruhe eingehalten wird, gibt es keine Probleme.
Wer kein Lineal hat und auch nicht gern Rasen mäht, sollte sich bei einer Gartenbesichtigung besser genügend Informationen über die umliegenden Gartennachbarn einholen. Sollte es trotz sorgfältiger Prüfung Probleme mit den Nachbarn geben, dann gilt folgende Regel:

Die Friedenspfeife der Kleingärtner ist der Frühschoppen.

Die meisten Pachtgärten sind in einem Kleingartenverein organisiert. Wenn man einen Garten pachten möchte, muss man in den zugehörigen Verein eintreten. Die jeweilige Satzung und die Kosten kann man bei Besichtigung erfragen. Meist müssen kleinere Instandhaltungen, wie das Schneiden der Außenhecken von den Vereinsmitgliedern erledigt werden. Man sollte das also in seine Zeitplanung einkalkulieren.

Schrebergarten-Infrastruktur

Ist Strom vorhanden?
Gibt es Wasser?
Was ist mit Abwasser oder (Achtung: Luxus!) einem WC?


Wer nur einen einfachen Nutzgarten möchte, kann sicherlich auf Strom verzichten. Wer ein echtes Erholungsparadies mit Erdbeeren sucht, tut gut daran, die oben genannten Punkte mit Ja zu beantworten. Eine Nachrüstung ist im schlimmsten Fall sehr teuer bis unmöglich.

Gartenlaube
Wer es sich an verregneten Sommertagen im Garten gemütlich machen möchte, sollte auch die Gartenlaube genau unter die Lupe nehmen.
Foto: © Caro Anders

Gartenlaube – Little house in the Prairie

24 Quadratmeter darf eine Gartenlaube laut dem deutschen Kleingartengesetz maximal groß sein. Ist die Hütte größer, zieht das Finanzamt Grundsteuer ein.
Vor der Übernahme sollte das kleine Häuschen überprüft werden. Holz sieht schön aus und muss aber intensiver gepflegt werden. Lauben aus Stein sind witterungsbeständiger. Dafür kosten sie in der Regel mehr.

Ist in dem Garten Elektrizität vorhanden ist, kläre ob sie ordnungsgemäß installiert wurde. Oft verewigen sich in Gartenlauben auch Hobby-Elektriker, die ihre Kenntnisse aus einem Lego-Technik Baukasten haben.
Geklärt werden muss auch, ob es ein Abwassersystem oder eine Sickergrube gibt. Letztere ist aus Gründen des Umweltschutzes illegal und muss entfernt werden.

Bebauungspläne

Ein Punkt auf der Checkliste für Schrebergärten, der oft vergessen wird: die Bebauungspläne. In Jena musste erst dieses Jahr eine Kleingartenkolonie den Wohnungsbauprojekten der Stadt weichen. Wirf einen Blick in die Entwicklungspläne der Stadt, bevor du viel Geld und Herzblut in einen neuen Garten steckst. Diese Pläne sind leider keine Garantie aber zumindest ein Anhaltspunkt. Damit erspart man sich hinterher zahllose Petitionen und Sitzstreiks mit Dieter und Heidrun vor dem Rathaus.

Einsicht in die aktuellen Pläne der Stadt Jena findest du hier.

Bevor es an die Arbeit geht: Beine hoch, Bierchen auf, Bienchen summ.
Foto: © Caro Anders

Ab in den Liegestuhl

Du hast alle Punkte auf der Checkliste für Schrebergarten-Anfänger abgehakt und endlich einen Garten gekauft oder gepachtet? Herzlichen Glückwunsch. Setz dich. Mach dir ein kühles Getränk auf und genieße das kleinbürgerliche Paradies.

Den besten Anfänger-Tipp gab der Opa eines Freundes: „Im ersten Jahr setzt du dich in den Liegestuhl und guckst dir einfach alles an. Vom Beobachten lernst du deinen Garten kennen.“

(Bildnachweis: Header Bild von andreas160578 auf Pixabay)

Write A Comment